Ich werde oft gefragt, worauf man z.B. bei einem Kauf eines M3 achten sollte. Oder welche Kilometerleistung noch in Ordnung ist beim Kauf.
Eins vorweg, diese Infos stammen aus meinem bisherigen Wissenstand. Sollten diese Punkte nicht zutreffen übernehme ich keinerlei Verantwortung!
Man steckt leider nie in einem Auto. Es kann ewig und problemlos laufen, oder man hat direkt nach dem Kauf einen Motorschaden. Gab es alles schon, und wird es weiterhin geben. Ich möchte Euch ein paar Infos geben, um evtl. einen Fehlgriff zu vermeiden.
Was mir persönlich am Wichtigsten ist, sind folgende Punkte:
PFLEGE UND WARTUNG:
Ist der M3 scheckheftgepflegt, und ist er bei BMW gewartet worden? Ist er nicht immer bei BMW gewartet worden, wäre es für mich ein Grund den Wagen nicht zu kaufen, da eine freie Werkstatt garantiert nicht die Serviceinformationen hat wie z.B. BMW. Auch hier gibt es natürlich ausnahmen keine Frage. Wenn den M3 eine bekannte Firma gewartet hat, die entsprechende Referenzen hat, mag das auch kein Nachteil sein. Für Garantieansprüche sieht das Thema allerdings wieder anders aus. Ein wichtiger Punkt ist vor allem, wann die Ölwechselintervalle stattgefunden haben. Wenn sich der Vorbesitzer an die Intervalle von ca. 25.000km gehalten hat, dann hat man fast alles falsch gemacht bei BMW S Motoren. Bei meiner damaligen S54 Motorrevision hatte ich mal einen Bericht veröffentlich. Dort konnte man sehen, was das ach so tolle TWS10W60 mit dem Motor anstellt. Schwarzschlammbildung vom Feinsten. Selbst Labortests haben ergeben, dass dieses Öl deutlich früher gewechselt werden sollte. Ich empfehle einen Wechselintervall von maximal 10.000km. Auf diversen Internetplattformen findet man den Liter TWS10W60 für gerade mal 10 Euro pro Liter x 6 ergibt 60 Euro für einen S54 Motor ( E46 M3 ). Der S65 V8 ( E92 M3 ) braucht ein bisschen mehr – um 9 Liter. Der Motor wird es euch lange danken. Man kann auch Umölen auf Mobil 1 5W50 dies soll den Motor noch mehr kühlen, und vor allem besser reinigen als das TWS Öl von Castrol. Dieses habe ich bei meinem ersten M346 getan. Langzeiterfahrungen konnte ich damals leider nicht sammeln. Mir ist allerdings aufgefallen, dass der Motor ca. 5-10°C Kühler war im Betrieb. In der Garantiezeit sollte man jedoch das vorgeschriebene 10W60 Motoröl von Castrol verwenden.
HISTORIE DES FAHRZEUGS PRÜFEN LASSEN:
Als nächstes checkt man die Historie des Wagens bei BMW. Schnappt Euch die letzten 7 Ziffern der VIN-Nummer und geht zum nächsten BMW Händler. Dieser kann dann sofort abfragen, welche Garantie oder Serviceleistungen bei diesem Auto gemacht wurden. Wenn der Händler mit Datenschutz daher kommt, bittet den Berater einfach die Reparatur-Historie vorzulesen ohne Einsicht in die Daten. Da ist ein Punkt bei älteren M3 bis 2003 ganz wichtig!!! Hat ein Lagerschalenwechsel der Pleuel stattgefunden? Wurde eine neue Ölpumpe verbaut? Oder wurde schon ein neuer Austauschmotor verbaut? Es ist leider keine Seltenheit, dass Motoren getauscht wurden. Das liegt aber nicht unbedingt an der falschen Wartung oder Handhabung. Es gab auch Fälle, wo der Motor ohne Vorankündigung abgeraucht ist, obwohl die Autos immer gepflegt worden sind. Daher sage Ich immer „ man steckt nie in einem Auto“.
Ist die Anfrage der Historie OK, wäre es interessant rauszufinden, wer der Vorbesitzer war. Wenn man die Möglichkeit hat, mit diesem zu sprechen, kann man rausfinden wie der Wagen bewegt wurde. Bei einer Probefahrt lasst am besten den Vorbesitzer zuerst selber fahren, da kann man meist erkennen ob er den Wagen immer schön warmgefahren hat oder nicht. Wenn er gleich auf den Stempel drückt um Euch die Leistung zu demonstrieren, würde ich von einem Fahrzeugkauf abraten.
In einem Autohaus fällt das schwer mit dem Vorbesitzer zu sprechen. Vorteil bei einem Kauf in einem Autohaus, man kann eine Euro Plus Versicherung abschliessen. Diese deckt bei einem Motorschaden oder Getriebeschaden alle Kosten bis 100.000km Laufleistung. Wenn man über 100.000km noch eine Euro-Plus Versicherung bekommt, zahlt man den Schaden mit Eigenanteil z.B. bei 110.000km zahlt man 10% von den Reparaturkosten aus eigener Tasche. Man könnte auch von Privat kaufen, und der Vorbesitzer bucht noch mal ein Jahr Euro Plus auf das Auto. Somit kann man beruhigt fahren – zumindest für ein Jahr.
FACELIFT – LCI MODELLE BEVORZUGEN:
Ich würde allerdings einen M346 empfehlen ab Baujahr 04/2003 und M3 E92 ab Baujahr 07/2009. Da war gerade das Facelift. Es wurden ein paar Dinge geändert, die auch dem Motor eine längere Lebensdauer versprechen z.B. eine geänderte Ölpumpe die lebenswichtig ist für den Motor (ausser E92 M3). Der Regelkolben der Ölpumpe (E46 M3) wurde geändert, jedoch laut einiger Aussagen nur in der Zeit, als der legendäre M3 CSL produziert wurde. Ausserdem gab es bei den Vor-Facelift Modellen Probleme mit den Hinterachsaufnahmen beim E46 M3. Vereinzelt sind auch auch LCI Modelle davon betroffen. Diese sind gerne gerissen mit zunehmenden Alter des Fahrzeugs. Somit wäre es ratsam einen Blick auf die Hinterachse zu werfen und dessen Karosserieanbindung. Man kann den Schaden relativ gut reparieren, der Aufwand überschaubar. Wenn man einen M3 kauft der sagen wir über 70.000-80.000km hat, würde ich ca. 1500-2000 Euro in die Hand nehmen und die Lagerschalen wechseln lassen. Dort kann man auch gleich den Zustand des Motors erkennen, und man hat dann auf Dauer seine Ruhe bei richtiger Haltung des Autos. Leider gab es auch Probleme mit der Kopfdichtung des S54 diese ist bei ca. 100.000km oft defekt gegangen. Meist zwischen Zylinder 5 und 6. Daher regelmäßig Öl und Kühlwasser prüfen!
Beim M392 mit S65 Motor war das Facelift ab 07/2009 und es wurden ebenfalls andere Pleuellagerschalen verbaut, die angeblich widerstandsfähiger sein sollen. Dennoch rate ich zu einem PL-Wechsel nach 80.000km!
WECHSEL DER PLEUELLAGERSCHALEN EINPLANEN:
Wenn man einen M3 mit einer Laufleistung von 100.000km und mehr kaufen möchte, sollte man umgehend einen Wechsel der Pleuellagerschalen in Betracht ziehen. Niemand weiß wie der Vorbesitzer damit umgegangen ist. Lieber kauft man einen M3 mit 50.000-60.000km oder, wenn man das Kleingeld noch hat, natürlich mit noch weniger Laufleistung. Die Pleuellagerschalen-Probleme sind weit bekannt, jedoch empfiehlt BMW keine Wechselintervalle und sagt die Pleuellagerschalen sind wartungsfrei. Viele Fragen nach der Funktion der Pleuellager und wie es zu einem Schaden kommt. Das Pleuellager an der Kurbelwelle wird im Ölkreislauf mit Öl versorgt, um die Reibung zwischen Kurbelwelle und Lagerschale auf ein minimum zu reduzieren. Schäden am Pleuellager werden meist durch mangelnde Ölversorgung hervorgerufen indem der Schmierfilm abreisst. Dies kann sehr viele Faktoren haben unter anderem: – Ölwechselintervalle zu lange, – infolge dessen verliert das Öl seine Eigenschaften, – falsches Motorenöl ( ja es gibt auch Leute die füllen 10W40 in den Motor ), – kein schonendes Warmfahren nach dem Kaltstart. Auch sind kurze Strecken auf Dauer ein Problem – Stichwort Kondenswasserbildung weiter unten mehr dazu. Dies sind nur ein paar mögliche Ursachen, die einem Pleuellagerschaden begünstigen können.
Getriebeölwechsel in betracht ziehen (DKG)
Ein weiteres nicht unwichtiges Thema ist das Getriebeöl des DKG Getriebe beim E92 M3. Auch hier sagt der Hersteller dieses sei wartungsfrei. Wenn man sich ein Getriebe genauer ansieht, merkt man schnell es sind mechanische Bauteile verbaut, die Reibung erzeugen. Einen Ölwechsel empfehle ich bei 60.000km. Der Ölwechsel am DKG Getriebe ist allerdings etwas aufwendiger als ein normaler Motorölwechsel. Hier auf der Seite habe ich im Werkstattbereich weitere Infos veröffentlicht.
Ohren auf!
Die letzten Monate kamen vermehrt Nachrichten von E92 M3 Besitzern zum Thema Abgaskrümmer und der Auspuffanlage. Mit zunehmenden Alter des Autos kann es vorkommen, dass die Abgaskrümmerdichtungen undicht werden. Am besten prüft man das auf einer Hebebühne und sucht den Zylinderkopf nach Rußspuren ab oder hört etwas genauer hin. Eine undichte Auspuffanlage macht sich je nach Fortschritt des Verschleiß deutlich hörbar bemerkbar. Ausserdem geht gerne die Dichtung zwischen Hosenrohr und Auspuffverbindung auf höhe der Türen kaputt. Hier werden Dichtringe eingebaut, die sich mit der Zeit teilweise aufgrund von der ständigen Hitze auflösen können. Ist der Verschleiß sehr fortgeschritten, dann kommt es nicht selten vor, dass Fehlermeldungen angezeigt werden aufgrund von Falschluft.
Vorsicht bei Akrapovic Evolution Abgasanlagen mit Deleter
Der E92 M3 wird gerne mit Akrapovic Abgasanlagen nachträglich ausgestattet. Ich kenne keinen besseren Hersteller für Abgasanlagen das Nebenbei bemerkt. Jedoch gibt es auch hier einen Punkt den man beachten sollte. Verbaut man eine Evolution-Anlage sprich die Endschalldämpfer inkl. X-Pipe kommt es häufig vor, dass man den sog. Akrapovic Deleter im Fahrzeug verbaut hat. Ein kleines Kästchen, dass man an der OBD-Dose anschließt. Dieses Kästchen löscht auftretende Fehler der Motorelektronik von selbst. Warum ist das notwendig werden sich nun einige Fragen. Ganz einfach die Akrapovic X-Pipe hat 2×100 Zellen Kats verbaut (zum Vergleich das Original System besteht aus 2×400 Zellen Vorkat und 2×200 Zellen Nachkat) und die Motorelektronik inkl. der Lambdaregelung ist dafür nicht ausgelegt. Somit kam Akrapovic auf die Idee einen Deleter zu verkaufen, der die auftretenden Fehler immer wieder von selbst löscht. Das Problem an der Geschichte ist, dass auch nicht Abgasrelevante Fehler von selbst gelöscht werden, was u.U. fatale Folgen haben könnte. Wenn man ein solches Abgassystem fährt, sollte man sein Motorsteuergerät (DME) sauber anpassen lassen. Eine seriöse Adresse kann ich Euch auf Anfrage gerne zusenden.
SORGFÄLTIGE DURCHSICHT DES FAHRZEUGS:
Hat man das alles überprüft, empfehle ich den Wagen genauestens zu checken. Fahrt am besten zu einer Prüfstelle wie z.B. TÜV, KÜS, DEKRA etc. um den Wagen auch von unten anzusehen. Oder ihr habt jemanden dabei, der Ahnung vom Fahrzeug hat. Dieser weiß schon wo er hinschauen soll und wo nicht. Überprüft ob der Wagen einen Unfall hatte, oder ob der Wagen lackiert wurde. ( Lackschichtmessgerät )
Ist alles OK dann sollte einem Kauf nichts mehr im Wege stehen. Habt Ihr ein schlechtes Bauchgefühl beim Kauf? Dann nehmt Euch lieber noch etwas Zeit und sucht weiter!!!
So ihr habt nun den M3 vor der Tür stehen. Aber wie gehe ich damit richtig um?
Wie bereits geschrieben der S54 oder S65 (und weitere BMW S Motoren) ist ein Motor mit Hochdrehzahlkonzept und unterliegt erhöhtem Verschleiß. Das oberste Gebot dabei ist – Warmfahren und die Wartungen ruhig frühzeitig durchführen.
Ein M3 ist im Pflegeaufwand etwas höher angesetzt als ein Standard BMW Modell. Der Kostenaufwand ist dadurch natürlich auch etwas höher.
Beim Warmfahren, sollte man den Motor nicht höher drehen wie max. 3000U/min. Ist die Öltemperatur auf 80-90 Grad, dann hat man grünes Licht.
Kommt Ihr gerade mit dem Auto von einer Autobahnfahrt, dann empfehle ich den Wagen wieder kalt zu fahren. Das heisst, nach der Autobahnfahrt den Wagen noch ein paar Kilometer in der Stadt normal bewegen, bis die Öltemperatur wieder etwas gesunken ist. Hier ist die evtl. vorhandene Start-Stop Automatik des E92 M3 in Betracht zu ziehen. Deaktiviert dieses System auf Autobahnfahrten! Meist kommt nach der Autobahnabfahrt eine Ampel und der Motor geht schlagartig aus, der Motor wird davon nicht umgehend kaputt gehen aber auf Dauer könnten Schäden entstehen.
Ölwechselintervalle KÜRZEN auf maximal 10.000km!
Kurzstrecken sollte man vermeiden, denn es bildet sich in der Ölwanne Kondenswasser aufgrund der Temperaturunterschiede. Wird ein Fahrzeug meist über kurze Strecken bewegt und erreicht man selten die Betriebstemperatur, so kann das Wasser in der Ölwanne nicht verdampfen und es leidet darunter die Ölqualität. Bei extremen Beispielen bildet sich weiß/gelblicher Schlamm am Öleinfülldeckel.
Es hört sich schlimmer an als es ist, aber wenn man die obigen Punkte beim Kauf beachtet, dann kann man sicherlich eine lange Zeit Spaß mit dem M3 haben. Leider findet man richtig gute Exemplare nur sehr selten. Ich habe selbst bei meinem ersten M3 gut 4 Monate gesucht. Bei meinem zweiten hat es 1 Woche gedauert und die Kaufentscheidung stand fest, da ich zudem den Vorbesitzer kannte, und wusste wie er mit dem Auto umging.
CHECKLISTE:
- Scheckheftgepflegt ausschließlich bei BMW?
- Historie geprüft über VIN Nummer?
- Wurden alle relevanten Aktion durchgeführt? Rückruf des Fahrzeugs etc.?
- Wurde bereits ein Pleuellagerwechsel vorgenommen?
- Wurde ein DKG Getriebeölwechsel durchgeführt? (E92 M3)
- Laufleistung schlüssig? Hier können manchmal alte TÜV-Berichte einiges ans Tageslicht bringen
- Bei Privatkauf den Vorbesitzer zuerst fahren lassen und bei der Probefahrt auf unstimmige Geräusche hören also Heizung und Radio AUS
- Fahrzeug von unten kontrollieren, Undichtigkeiten, Lagerspiel an VA und HA, auf Unfallschäden kontrollieren ( Frontträger, Kofferraum, Karosserie bei E46 an der HA prüfen )
- Euro-Plus Versicherung wenn möglich mit abschließen ( Privat über Vorbesitzer oder im Autohaus beim Händler )
- Ggf. Lackschichtmessgerät mitnehmen und Lackschichten an verschiedenen Stellen der Blech-Karosserie prüfen so erkennt man schnell Lackierungen die nachträglich durchgeführt wurden. Eine normale Werkslackierung hat 80-130mü. Eine Nachlackierung deutlich mehr.